Donnerstag, 1. Januar 2015

Wirklich bleiben


Nachts erfinde ich den Tag,
er bricht an und belächelt mich,
denn er ist heller als ich.
Ich weiß, ich muss nachbessern,
das heißt, wir gleichen uns an,
mein Tag und ich.

Zeit habe ich, die mir bleibt,
die mir Gelassenheit aus reichen Erfahrungen schenkt.
Kein Stundenplan, kein Kompetenzteam, kein Cyber Hype,
auch keine Spießigkeit,
kein Event, noch eine Location.
Gottlos!
Also doppelte Verneinung, ich weiß,
„Gott“ alleine ist doch schon das Nichts.
Das Nichts aber mit größtem Gefolge,
mit Folgen.

Sie fluten rundum;
wie schwimmt man da gegen den Strom?
Einsam,
nicht alleine,
denn auch andere Menschen können denken,
mit Verstand leben, nicht im Glauben.

Wissen fasziniert,
mehr noch vielleicht die Wissenssuche,
Bildung des Menschen, die über Kompetenzen steht,
sich nicht begnügt,
im kapitalistischen Habgierbetrieb zu funktionieren,
nicht durch praktizierte Unbildung in den
Massenkompetenzvermittlungsanstalten verhindert
und zugeschüttet.

Die Ignoranz merkt keine Verblödung durch Werbung,
erkennt keine uniforme Ausrichtung politischer und religiöser
Ideologien, keine Mediengleichschaltung und schon gar nicht
Desinformation durch Verschweigen und frankes Lügen.

Mein Tag ist freundlich,
lässt mich schauen, lernen, beurteilen.
Er wärmt mich, gibt mir Speisen und Trank,
lässt mich arbeiten und ruhen,
Ideen verwirklichen, regt an und inspiriert.

Denke ich dann an die Hungernden, die dekadent Reichen,
die Kriegstreiber, die Folterer, Gefolterten, Geschundenen,
die Sterbenden, bleibe ich gerne einsam
in meiner transparent aufgeklarten Welt.
Entdecke ich hin und wieder irgendwo einen wachen Verstand,
rufe ich in meinem Kalender einen Feiertag aus.

Senkt sich hernach die Sonne zur Nacht,
folge ich ihr zu neuer Kreativität,
nachts zwischen Schlaf und Traum
erfinde ich wieder einen Tag.

Eines Tages, das ist gut so,
werde ich nicht mehr erfinden,
weder Tag noch Nacht wird sein.
Alles Sein wird zum Kehrwert, zum Nichtsein.

Bis dahin aber bin ich, bleibe ich wirklich.



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