Mittwoch, 30. Oktober 2013

Sequenzen von Skepsis (154)


Aphorismen zum Nachdenken und Zitieren:


1951
Nicht zu vergessen, käufliche Wissenschaftler gibt es nicht, denn mit dem Kauf entfiele der Wissenschaftsanspruch.

1952
Wer mir das Kreuz entgegenstreckt, aus Bibel, Talmud oder Koran zitiert, muss ahnungslos sein, kein Menschenkenner. – Woher auch?
Bei der identischen Einfalt des Glaubens.

1953
Das Buch der Weisheit:
Unwirklich edler Einband,
Seite um Seite weiß,
unbefleckt von gläubigem Unsinn
und käuflicher Wissenschaft.
So viel Raum für Hoffnung auf Weisheit.

1954
Regen ist Sonnenschein,
der zuvor das Wasser verdunsten ließ,
zu Wolken auftürmte und mit dem Wind,
auch er ist Sonnenschein,
in die Regionen blies.

1955
Humane Ethik baut Ängste ab, dämmt sie ein, doch wir sind religiöse Epochen weit davon entfernt; wir propagieren Angst bei jeder Gelegenheit.

1956
Der Mensch, unfähig erwachsen zu werden, braucht Riten, kindliche Rituale, um sich über seine Naivität dramaturgisch feierlich hinweg zu täuschen. Schillernde Seifenblasen, theatralische Inszenierungen der Einbildung, weltabgewandt.
Durchaus legitim in Grenzen, aber ohne kosmonomische Qualität, „rituelles Licht“ ist von jeher Finsternis, Umnachtung, wie sie die blutige Historie der Menschheit belegt.

1957
Folterknechte und Henker belegen auf das Widerlichste, wie weit vegetierende Gehirne dem Bestialischen verfallen können.

1958
Wo man die Todesstrafe vollstreckt oder sie auch nur fordert, folgt man der Barbarei in die Unmoral juristischer Verkommenheit.

1959
Engagement mit Plan und Tat begleitet ein Leben lang aus der Einsamkeit.

1960
Schreibend kann ich sagen, was im Gespräch verschwiegen wird und was sich im Vergessen verliert.

1961
Der katholische Alltag ist mit Aberglauben gespickt, ein fetter esoterischer Brei.

1962
Die dominante Orientierungslosigkeit des Herdentriebs garantiert dem „guten Hirten“ die Gefolgschaft bis zur Schlachtung.

1963
Ehrbarer Sport unterliegt nicht dem Missbrauch von Körper und Geist.

1964
Ein Gott mit Gewalt-Repertoire erledigt sich selbst.


Copyright: Raymond Walden,  www.raymond-walden.blogspot.com

 

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