Mittwoch, 24. November 2010

Sequenzen von Skepsis (49)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

581
Wer den Menschen das Kreuz entgegenstreckt,
sie gar mit dem christlichen „C“ blendet,
soll in Demut seinen Kreuzweg angehen.

582
Reliquienverehrung stilisiert Knochenarbeit.

583
Rollenverständnis: Wenn rollendes Material kriecht oder steht,
ist Urlaub oder „Rush-Hour“.
Der Rubel rollt.

584
Mit jedem beförderten Dienstgrad fügt sich fester nur die Degradierung des Menschen zum Funktionspartikel eines Machtapparates.

585
Das erlesenste Ambiente wird mit Spießigkeit erstochen.

586
Denkvermögen und Logik bedingen einander.
Nähert sich einer der Faktoren gegen Null, folgt ihm das Produkt genauso.
So erklärt sich der Zustand der Menschheit.

587
Eine Gesellschaft, die sich nicht eindeutig, konsequent von Foltermaßnahmen distanziert – vielleicht aus falscher Freundschaft zu Folterern – wird nie frei sein, denn die Rache der Gefolterten folgt.

588
Leibesertüchtigung, Leibeserziehung;
so ungelenk wie stimmig diese Wortkonstruktionen.
Gewinnoptimierend verkürzte man sie zu Sport,
jenem weiten Feld satter Kapitalinteressen,
mit feistem Chauvinismus und fettem Lokalpatriotismus.
Werbebanden überall. – Ein Doping-Fall.

589
Es gibt private Felder, die pflügt man nicht um,
es sei denn, man will sie umbrechen.

590
Wer immer Frieden will, mag schweigen.
Er wird daran sterben und sanft ruhen,
denn er verrät den Pazifismus.
Feige meidet er die Bühne des scharfen Wortes,
die Arena der charakterstarken intellektuellen Auseinandersetzung.
Nur sie aber kann Krieg verhindern.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

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