Sonntag, 25. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (40)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

460
Wer Religion verbieten will, ist schon im Bunde ihrer Teufel.

461
Fassadenschmierer karikieren sich und die Gesellschaft.

462
Das Leben spielt sich praktisch, faktisch ab, zu häufig aber theoretisierend und fabulierend unter Realitätsverlust.

463
Der Spitzel befriedigt seinen Voyeurismus, der Denunziant seinen Neid und seine Häme, der Vollstrecker berauscht sich sadistisch: Sublimationsmechanismen des Totalitarismus, Orgasmus der Spießigkeit, Impotenz des Menschlichen. Ideologischer Auswurf.

464
Trotz Bildung zu glauben, steigert nur die Dramaturgie des Theaters.

465
Zeit ist das Leben,
Gott die Verschwendung.

466
Gewohnheiten leben sich in Ritualen aus und verstärken sich durch unkritische Redundanz.

467
Der plakative Tod am Kreuz bedeutet eine fortwährende Nötigung der Menschheit durch das Christentum, auch wenn Gläubige das nicht glauben.

468
Irrtum und Korrektur – so definiert sich Leben.
Religion korrigiert sich nie, bestenfalls pfuscht sie.

469
Ein Fall für Freud: Nietzsche gehört zum intellektuellen Inventar, gar Repertoire, aber kaum jemand „glaubt“ ihm.

470
Erst nach dem Abschütteln von offiziellem Leistungsdruck stellt sich ein persönlicher Hauch von Freiheit ein.

471
Das Lob der Disziplin entartet rasch zur Etablierung unsinnigen Zwangs; Disziplinlosigkeit hingegen ist nicht zu rechtfertigen.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Montag, 19. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (39)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

448
Wahlkampf dokumentiert sich als das Recht des Stärkeren, des Reicheren, des Taktierers, des Blenders. Das bessere Programm wird erst gar nicht erarbeitet, weil es zur Machterlangung überflüssig ist.
In einer emanzipatorischen Demokratie gäbe es statt eines Wahlkampfes „Wählerinformationen“ mit für alle Parteien gleichen, schmalen Budgets. Parteispenden und Lobbyismus würden als Bestechung strafrechtlich geahndet. Alle Medien wären zur politischen Neutralität verpflichtet, parteilich-parteiische Beiträge auffällig als solche zu kennzeichnen.

449
Sie haben ein Buch geschrieben? Kritisch abweichend?
Schön, wir werden es totschweigen, nicht verbrennen, denn das wäre uns nun doch zu heiß - vielleicht.

450
„Pseudo“ ist Fälschung oder Tarnung welcher „Wahrheit“?

451
„Menschenfreunde“, die es nötig haben, sich öffentlich zu instrumentalisieren, suchen ihren Profit auf sehr eigennützige Weise.

452
Fast 5.000 Delegierte aus 190 Nationen kamen im Mai 2008 für zehn Tage nach Bonn zur 9. UNO-Biodiversitäts-Konferenz, einem hochtrabenden Palaver zur Erhaltung der Artenvielfalt auf der Erde. Das dürftige Ergebnis dokumentiert „artgerecht“ wieder einmal die Vielfalt der menschlichen Einfalt, sprich der ideologiebedingten Unfähigkeiten.

453
Das aufgeschlossenere „Interim“ kauft sich sein „Bild“ am Kiosk, „spiegelt“ und „fokussiert“ sich trendgemäß, liest im „Allgemeinen“ von der „Welt“, „isst und trinkt“ sich durch die „Zeit“ und beschränkt seine „Rundschau“ auf das Glauben unter anderem an Presse und Druck.

454
Wir sind wieder wer!
Was heißt hier „wieder“?
Wer also sind wir? Wer ist „wir“?

455
Boxer ermitteln den Sieger durch einschlägige Funktionsstörungen verschiedener Körperorgane. Das Gehirn, so der Eindruck, ist überfordert, der Gesichtsausdruck während des „Wiegens“ Aug’ in Auge mit dem Gegner, aber vor allem nach dem „Fight“ wirkt selbst bei faustkämpfenden Akademikern schlicht angeschlagen, bekloppt. Die Masse johlt, das Geschäft wirft nie das Handtuch.

456
Die Erfindung des Geldes galt als Kulturleistung, seine Vernichtung in Form von Aktien und Spekulationen mag Kultur beenden.

457
Sogenannte Atheisten sind nicht selten nur von der Kirche Enttäuschte. In ihrem unterschwelligen Frust fehlt es ihnen an geistigem Antrieb und Kreativität; Resignation und passive Isolation kennzeichnen ihren geringen gesellschaftlichen Einfluss. Anders die wirklich Religionsfreien: Ihre übliche soziale Bedeutungslosigkeit ist begründet in ihrer ausgesprochen geringen Anzahl und in der Unterdrückung durch die Religionen, nicht aber durch mangelnde Lebensentwürfe und bequemes Wegschauen.

458
Kosmonomie rüttelt nicht, sondern zeigt lediglich auf. Die Komplexität erscheint der gängigen Opportunität allerdings unbequem und peinlich.

459
Was sich als „Intelligent Design“ verkündet, ist der laszive Versuch, Intelligenz zu verspotten, sie gläubig „auf ewig“ auszuschalten.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Donnerstag, 15. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (38)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:


436
In der Infragestellung meines Ichs reicht mir niemand das Wasser. Aber ich kann schwimmen und dann vor allem stehen.

437
Die Kreativität in der Begeisterung kann nur der Begeisterungsfähige erzeugen.

438
Nackte Arme, empor gereckt, haben eine Faszination. Besuchen Sie einmal ein Rock-Konzert!
Revolutionäre hatten zumindest die Arm-Ausrichtung schon emotional erkannt.
Das ganze Gehirn in den Arm! Glücklicherweise lockert jedes Konzert die Armhaltung. Ein Rest von Gleichschaltung beschleicht mich dennoch.

439
Tage, die man noch einmal erleben möchte, scheinen so rar, dass es sich wohl doch um Stunden handelt.

440
Die sexuell „verführte“ Gesellschaft vermarktet Lust, auch in illegalen Geschäften und erpresst sich im Zwielicht einer sexuellen Verkommenheit zur Liebesunfähigkeit.

441
„Erzeuge schlechte Gewissen und regiere rigoros skrupellos!“ ist der erste Hauptsatz aus der „Philosophie des Interimsmenschen“.

442
Manche Orte sind einfach nur Dogma, theoretische schwarze Löcher.

443
„Ehrfurcht“ – welch eine Wortkonstruktion. Aufgrund von Furcht soll Ehre bekundet werden, wem gegenüber? Ehre, wem sie gebührt, also Ehrerweisung, Anerkennung, Achtung, Bewunderung, „Verehrung“!
„Furcht“ in dem Zusammenhang ist nichts als ein religiöses Druckmittel à la „Gottesfurcht“.
Der Natur gegenüber ist „Ehrfurcht“ geradezu lächerlich. Sie ist grandios, Leben erzeugend und vernichtend, sie ist moralisch wertneutral. Sie zu bewundern, besser noch zu berechnen, um ihre Gefahren menschenwürdig zu mildern, ehrt den Menschen.

444
Pestbeulen der Erdoberfläche brechen auf in Mega-Städten, die man irrtümlich für zivilisatorischen Fortschritt hält. Waren es früher die Höhen von Kirch- und Moscheetürmen, sind es heute die Wolkenkratzer der Blutsauger. Blut fließt in Strömen wie Öl und ist dennoch unbezahlbar.

445
Der Interimsmensch beschreibt sich durch absolutistische Herrschaft weniger Anführer und unbedingte Unterordnung der Massen, die das jedoch auch in euphorischem Starkult und in demütiger Bescheidenheit akzeptieren. Im Evolutionsprozess lässt sich daher keineswegs von einer Schuld des Interimsmenschen sprechen. Herrscher wie Beherrschte können nicht weiter denken. Freilich gibt es innerhalb dieser Beschränktheiten schwere Schuld. Das gesamte Interimssystem basiert auf Schuld, Sühne, Rache. Ganz am Rande schimmern auch Vergebung und Menschenwürde quasi als Brücken zum neuen Menschen.

446
Jedes gesund geborene Kind verfügt über die Optionen des neuen emanzipatorischen Menschen, wenn es denn eine entsprechende Umwelt anträfe und nicht in eine Indoktrination von der Taufe an. Das Potenzial ist angelegt.
Doch die Eltern kommen aus einer überkommenen, unterwerfenden Erziehung und ebenso in der Regel alle Bezugspersonen. Der neue Mensch steht bildlich am Start, es erfüllen sich bereits Startbedingungen hier und jetzt. Wenn auch noch selten und eher unbemerkt beginnt der evolutionäre Aufstieg.

447
Einst beneidete man die Deutschen um ihren „Kindergarten“ als freiheitliche Sozialeinrichtung, man übernahm das Wort ins Englische. Heute haben die Deutschen keine Zeit mehr für einen so langen Ausdruck. Sprachverhunzend verwenden sie das Kürzel KiTa (Kindertagesstätte) und verschleiern mit diesen gepriesenen Verwahrungsanstalten ihre Abneigung gegen Kinder, die den eigenen Verwirklichgungs-Ambitionen lästig im Wege stehen.
Umso ehrbarer die Arbeit so vieler engagierter KiTa-Träger und Mitarbeiter!

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 14. Juli 2010

Anmerkungen aus der Demokratur-Republik Deutschland

In der Demokratie gelten Mehrheitsentscheidungen; wie anders dagegen in all den anderen Staatsformen.
Aber wäre der Unterschied doch nur so vorteilhaft, wie er vordergründig erscheint!
Denn Mehrheiten können erstens irren, und sie können zweitens durch Manipulation und Propaganda beschafft werden.

Vor diesem Hintergrund stehen alle gegenwärtigen demokratischen Gesellschaftsordnungen in einiger Distanz zum demokratischen Ideal, das ja in erster Linie ein System der Gleichberechtigung definiert.
Muss das Ideal nicht ein solches, das heißt unerreichbar bleiben, wenn man konzediert, dass nicht jedes Mitglied der Gesellschaft über die gleichen Entscheidungsbefähigungen verfügen kann?

Die Individuen verkörpern nun einmal unterschiedliche Fertigkeiten, Begabungen und Lernerfolge. Dies allen Ernstes zu leugnen, stellt einen Kardinalfehler aktueller Bildungsstrategien dar, was natürlich nicht erkannt wird (werden darf), denn die bewirkte Gleichmacherei auf niederem Niveau dient der zuvor erwähnten Mehrheitsbeschaffung auf lange Sicht, zur Festschreibung des bestehenden Staatssystems.

Die gegenwärtigen demokratischen Regierungen bedienen sich (oder müssen sich bedienen) einer unübersichtlich wachsenden Zahl von Lobbyisten und Beratern, die nicht etwa im Sinne von Unabhängigkeit fachlich-sachlich neutral arbeiten, sondern zielstrebig und mehr oder weniger direkt ihre jeweiligen Interessen durchsetzen.
Damit ist die Demokratie wirkungsvoll ausgehebelt, sodass der wahrscheinlich vom Kabarett stammende Ausdruck „Demokratur“ den Status quo ehrlicher hervorhebt.
Verbände und Konzerne ziehen die Fäden und kaum jemand sonst wird daneben geduldet. Politiker beten nach und handeln entsprechend. Die Parteien sind sich in bestimmten Grundausrichtungen definitiv undemokratischer Gesinnungen weitgehend einig. Der angebliche Souverän, das Volk, wird verblendet.

Genau aber das Gegenteil, nämlich die „Mündigkeit des Bürgers“, ist für eine funktionierende Demokratie lebenserforderlich.
Deshalb berufen sich auch die Blender vorzugsweise auf den vollmundigen Begriff „Bürgermündigkeit“, verstehen ihn aber unter dem neudeutschen Ausdruck „Mainstream“, also „dem folgend, was die politische Mode gerade so kreiert“.

Die Demokratie scheitert, schafft sie es nicht, eine demokratische Bildung in den Menschen zu verankern, eine Bildung, welche die Fähigkeiten des Einzelnen respektiert, vom Abiturswahn für alle abkommt, religions- und dogmenfrei Kenntnisse und Fertigkeiten in ruhiger pädagogischer Erfahrung vermittelt und politisch flatterhaften Aktionismus ausschließt.
Und natürlich heißt Bildung auch Erziehung zu Achtung und Toleranz, zu Anstand, Selbstwert und Verantwortung, auch Ermunterung zur Entschiedenheit gegen das Destruktive, gegen Mitläufertum und Opportunismus.

Demokratur – ich verwende den Begriff ernsthaft – mag dem Augenschein nach bisher gegenüber allen anderen Gesellschaftsordnungen überlegen und freiheitlicher wirken, allein, sie stützt sich auf Verlogenheit dermaßen, dass an echte Demokratie nicht zu denken ist.

Zurück zu den eingangs angesprochenen Mehrheitsentscheidungen.
Auch in einem Volk mit hoher Allgemeinbildung ist nicht jeder zu jeder Entscheidung befugt, ein gebildetes Volk kann aber für fachlich und demokratisch qualifizierte Regierungsberater und Transparenz leichter sorgen als die zur Zeit massenverblödete Menge, die sich in Religion, Esoterik, Pseudowissenschaft, Pandemie-Orgien, Börsenrausch und Wunderlichkeiten verheizt.

Der ärgste Kriegstreiber auf dem Globus und seine Vasallen nennen sich unter den beklagten Zuständen Demokratien. Sie unterdrücken jede essenzielle Kritik nicht auf die plumpe Art etwa von Bücherverbrennungen, sondern sie behindern eleganter die Verbreitung von Zweifeln an ihren Konzepten, sie beherrschen geschickt und umso rigoroser die Informationskanäle.
Zu den Unterschlagungen zählt unter anderem die klare und logische Aussage der kosmonomen Philosophie: „Demokratie und Kapitalismus schließen einander aus.“

Spätestens seit der französischen Revolution sollte gebildeten Menschen bewusst sein, dass Terror und Gewalt – auch im Namen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit – die Menschenwürde schänden, den Menschen entgeistigen und entleiben.
Nirgends wird man mit Gewalt Demokratie erzwingen, wenn man selbst zur Demokratie nicht in der Lage ist. Denn Demokratie heißt vor allem auch Gewaltlosigkeit.
Das hat das gesamte Demokratur-Parlament Deutschlands nicht begriffen, auch nicht die SED-Nachfolger, die sich zwar dem Afghanistan-Krieg verweigern, dafür aber heute noch behaupten, die DDR sei kein Unrechtsstaat gewesen. Klar – seine Gewalt konnte dieses Regime nur so lange gegen die Menschen einsetzen, wie es auch der Westen zum Beispiel durch christlich-verlogene Kredite stützte.


Allgemein ist festzustellen: Wir haben in Deutschland eine Demokratur, weil es bisher nirgends auf dem Globus eine Demokratie gibt.

Wäre das nicht eine Herausforderung für freiheitliche Menschen weltweit, in den bestehenden Scheindemokratien geistiges Terrain in brüderlicher Gleichberechtigung und Freiheit zu kultivieren?
Hier wäre theoretisch ein Ansatzpunkt und nicht bei den gequälten Menschen in totalitären Systemen, die man in kapitalistischer Vorherrschaft mit Scheindemokratie erneut betrügen und ausbeuten will!

Donnerstag, 8. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (37)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

423
Wenig zu wissen, aber vieles zu ahnen, zu argwöhnen, mag unser Schicksal sein. Ich glaube aber nicht daran.

424
Singt Bon Jovi: „It’s My Life“, hat er Recht!

425
Die „Offene Gesellschaft“ eines Carl Popper wird an offenen Wunden sterben, denn die Traditionen sind darauf nicht vorbereitet und wollen es auch nicht sein.

426
Das sich Eingraben in Gesellschaftsentwürfe nimmt den Tod vorweg. Die Ausgrabung veralteter Abhängigkeiten, sauber seziert und verstanden, verleiht Heiterkeit für die Zukunft.

427
Im zunehmenden Alter verblüfft umso mehr, dass Ältere schweigen.
Ich glaube, ich werde niemals alt, bevor ich sterbe.

428
Das Verstehen setzt auch ein Wollen voraus.

429
Die Natur lehrt, und der Mensch kann lernen, dass sich Götter wie noch jede evolutionäre Sackgasse aus der Natur erklären. Kosmonomie beschreibt ein Prinzip der Welt, das sich der Intelligenz von selbst mitteilt – ohne Propheten und Missionare, sodass der Bildungs-Fortschritt entscheiden wird, ob der gegenwärtige Noch-Nicht-Mensch seine Epoche durch die religiöse Apokalypse beenden muss oder sich doch seiner eigenen Weiterentwicklung öffnen kann. Sicher scheint, dass wir vor der bedeutendsten, sehr hohen Schwelle stehen.

430
Die Intelligenz der Bildungsminister bezeugen ihre Interviews; die Bildungskatastrophe entsteht nämlich als Konsequenz der Ideologie. Man kann davon ausgehen, dass die Minister ihren Posten, nicht aber die Ideologie wahrnehmen. Und wer stiftet die Ideologie? – Stiftungen zum Beispiel. Aber auch Parteiprogrammatiker und (weniger Geist-) Reiche.

431
Dummheit macht Schule. Ganz offiziell.

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Denk mal! Nr. 13

Wie viele der demonstrativen Beter auf den Fußballfeldern fahren als Geschlagene nach Hause?

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432
Mit Knuten knechtet man bewusst oder doch unbewusst. So selbstverständlich schwingen sie die Peitsche.

433
No risque – no fun! Das ist einfach fatal.
Der Klügere hat Spaß, viel Spaß daran, kein Risiko mit seinem Spaß zu verknüpfen. Er sorgt vor.
„Cool!“ sagt der Depp.

434
Sage ich „Du“, betrachte ich Dich als Kumpel. Verwende ich „Sie“, möchte ich Distanz wahren, um aber nur vielleicht eine freundschaftliche Empfindsamkeit zu signalisieren.

435
Las Vegas: Die „Oase“ in der Wüste! – Der dekadente Sumpf des menschlichen Größenwahns: „Gott“ segnet den Teufel: „Viva, Las Vegas“, stirb schnell!
Oder kommt etwa ein Multimilliardär auf die Idee, das zum Kulturerbe der Menschheit zu erklären? – Pardon! Jetzt habe ich ihn darauf gebracht.
Entwarnung!
Diese Kaliber lesen mich doch nicht.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 7. Juli 2010

Weltbewusstsein aus qualifizierter Weltanschauung

Wie ein Mensch seine Umgebung erkennt, hängt zunächst von zwei Kriterien ab: vom Umfeld und von den eigenen Wahrnehmungsfähigkeiten. Beide sind dem Individuum als Startbedingungen vorgegeben, also etwa Klimazone, Landschaft oder Gesundheit, Veranlagungen, Intelligenz, Eltern und Kulturkreis. Die Lebensumstände werden dadurch vorgeprägt, und wie alle Lebewesen befindet sich der Mensch ständig in einem Responsverhältnis; er reagiert auf Reize selbst dann, wenn er agiert, bereits von sich aus Reize setzt.

Eltern und andere nahestehende Personen entscheiden durch ihr Verhalten zunächst sehr direkt, wie Wahrnehmungen registriert und vor allem auch interpretiert werden. So kommt es im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung zur „Bildung“, die keineswegs nur akademisches Wissen meint, sondern praktische Fähigkeiten und Kenntnisse, Lebenstüchtigkeit und Sozialisation als unverzichtbar einschließt.
Naturgemäß leitet sich daraus ein die Lebensregion betreffender, provinzieller Bezug her, der nie verlassen werden mag, wenn man sich unbewusst genügsam fügt oder durch Tradition und Ideologie, mehr oder weniger realisiert, anpassen muss.

Für eine qualifizierte Weltanschauung kann es glücklicherweise keinen Lehrplan, noch ein Examen geben, wohl aber Merkmale von Lebensoffenheit, -gewandtheit und Skepsis, die Probleme nicht in Positivdenkerei schönredet und verdrängt, sondern gelassen, aber bestimmt dem Destruktiven entgegentritt, ohne sich darin sinnlos zu verschleißen.
Letztere Einschränkung bezieht sich auf sinnleere Debatten, gar Kriege, die Menschenvernichtung und sonst nichts bewirken, hervorgerufen durch irrwitzige Verteidigung und Propagierung von Menschenopfern zugunsten von ebenso wahnwitzigen Göttern, Idolen und Weltbildern.

Bilden wir uns nicht ein, die technologisch begründete Globalisierung bewirke quasi automatisch eine Abkehr vom Provinziellen. Weltweiter Tourismus beispielsweise produziert mehr uniformen Konsum als Unvoreingenommenheiten, im „All-Inclusive“ steckt vor allem Ausgrenzung.

Für ein qualifiziertes Weltbild bleibt der Erhalt der Regionen und Provinzen wichtig, denn sie spiegeln die reiche Vielfalt des Planeten und unseres Lebens. Die Aufgabe besteht darin, Verständnis füreinander zu begründen und zu entwickeln, ohne dabei die Humanität zu verraten, sich etwa bei „Auserwählten“, bei Rassisten und Ausbeutern anzubiedern. Denn diese Sorten erkennen die Welt nur in sich selbst, in der Selbstsucht. Den Reichtum des Globus wollen sie materiell wie geistig nur für sich beanspruchen, da sie so arm im Geiste sind. In ihrer Erbärmlichkeit spielt Gewalt immer und unweigerlich eine Rolle.

Der Philosoph Immanuel Kant hat seine Heimat Königsberg nie verlassen und gelangte durch Wissensdurst und Denkleistung zu einem qualifizierten Weltbild.
Wie viel leichter müsste uns heute so etwas fallen, da wir über globale Informationskanäle verfügen.
Man irrt sich! Die Kanäle sind bemerkenswert ideologisch verstopft!
Gravierender noch, sie liefern eine Flut von Desinformationen und aufgeblasenen Belanglosigkeiten.
Wer heute dem Glauben an die Medien anhängt, vertraut einem goldenen Kalb, wird niemals zu einem qualifizierten Weltbild befähigt sein. Kann man jedoch zwischen den Zeilen lesen und unterzieht sich der Bemühung um das Zusammenhängende, Hintergründige und Beabsichtigte, wird man im Märchenwald schnell auf die Wurzeln stoßen.

Es geht vor allem darum, über den eigenen Tellerrand zu schauen, dann wird in dramatischer Klarheit deutlich, dass die Religionen dieser Menschheit nicht „himmlischen“, sondern jeweils kärglich provinziellen Ursprungs sind. Die Weiterverbreitungen des Glaubens durch Missionierungen ändern nichts an der religiösen Beschränktheit, sondern sie bestätigen vor allem in der blutigen Unterwerfung zum „rechten“ Glauben umfassend eine Geisteshaltung, die aus heutiger Sicht der fundierten Aufklärung den blanken Unsinn, die exzessive Menschenverachtung repräsentiert.

Der von zahlreichen Religionen jeweils erhobene Anspruch, dem einzig wahren Gott zu dienen, ist in sich absurd, verfeindet die Kulturen.
Ökumenische Bemühungen einiger Jenseitsverehrer erklären sich als Verzweiflungsakte, die verschiedenen Gottheiten quasi auf einen Nenner, einen weltbeherrschenden Gott zu reduzieren, doch hat das überhaupt nichts mit einer erforderlichen humanen, globalen Weltbetrachtung gemeinsam, sondern lediglich mit Machterhalt der Vergeistigten, die ihre Felle davon schwimmen sehen.

Globusumspannende naturwissenschaftliche und soziologische Zusammenhänge in ihren Ursachen und Wirkungen sind nicht durch Offenbarungs- und Wunderglauben zu erfassen, sondern erfordern waches Denken, kritisches und selbstkritisches, eigenes Zutrauen.
Angst beschädigt das Menschsein. Es wird bedroht durch die allgegenwärtige Angstbeschwörung religiöser Apokalypsen und modernistischer Pandemie-Propaganda, zu deren Zwecken man in offene Feindschaften zur Wissenschaft steuert.

Weltliche Ideologien wie etwa die verschiedenen Spielarten des Kommunismus unterscheiden sich kaum vom Spiritismus, denn die Denkstrukturen sind die gleichen: Die Partei (der Diktator) hat immer Recht. Feindbilder werden wie bei den Religiösen gepflegt, Naturgesetze je nach Parteiziel missachtet, Menschenrechte sowieso.

Ein Weltbewusstsein ist nie und nimmer durch religiöse Traktate und Gebetbücher und auch nicht durch ein Parteibuch zu vermitteln, zu ideologisiert und dogmatisiert verkörpern sie unvertretbare Begrenzungen der Gleichberechtigung aller Menschen.
Emanzipation stellt aber kein Naturgesetz dar, sondern ist in Denkleistungen begründet, die ihrerseits durch Wissen und Achtung vorzubereiten sind. Wir brauchen eine ideologiefreie, Natur und Menschen achtende und nicht ausbeutende Bildung und stehen damit vor der Aufgabe der Neuzeit, die immer rasantere Neuerungen hervorbringt, den Menschen aber mit abgestandenen Ideen und Philosophien füttert, um ihn üblicherweise in Schein- und Doppelmoral ruhigzustellen.

Wer von den Mitteleuropäern oder Nordamerikanern weiß denn wirklich, wer wo unter welchen Gesundheitsgefahren für einen Hungerlohn die preiswerten Jeans eingefärbt hat?
Wer von jenen weiß, welches Leid die Waffen, die in ihren Ländern zur Wirtschaftsankurbelung produziert werden, weltweit verursachen?
Wer von jenen weiß, warum so viele Menschen hungern, während sie selbst auffallend oft übergewichtig daherkommen?
Wer weiß, ..., wer weiß, ..., wer will überhaupt wissen, was wirklich in der Welt geschieht?
Aber wahrscheinlich haben die meisten von jenen „Gottvertrauen“, beten vor sich hin, wie sich auch ihre Regierungen bei bestimmten Anlässen besonders feierlich auf Gott verlassen, um gottverlassene, das heißt, unmoralische Politik als freiheitlich-demokratisch zu verkaufen – und jene meisten glauben auch das noch!

Es ist abwegig, mit einer raschen Änderung des Status quo zu rechnen, denn über Hunderte von Generationen gepflegte Verhaltensweisen beseitigt man nicht mit ein paar Gegenargumenten, mögen sie auch noch so stichhaltig sein. Deshalb zu resignieren, kann sich ein intelligenter Mensch eigentlich nicht leisten, wenngleich man Verständnis aufbringen muss für jeden, der angesichts der riesigen zu überwindenden Hürden verzagt, gar verzweifelt.

Auch ich bin weitgehend ratlos, auch entmutigt, doch habe ich mich aufgerafft zu alternativen Denkanstößen, die ich in den 12 Thesen des Kosmonomischen Manifests formulierte. Ich verstehe sie als eine Ausgangsplattform für die konkrete, im Detail zu erarbeitende Charta einer neuen Weltordnung, die vielleicht die erste wäre, die eine solche Bezeichnung rechtfertigte.
In dem Zusammenhang möchte ich nicht zum ersten Mal auf eine äußerst wertvolle Website von Walter Rath, besonders auf den Teil „Schlussfolgerungen“, hinweisen:
„Gotteswahn“.

Meine Überzeugung ist es, dass sich eine vielgestaltige Menschheitskultur global auf Mindeststandards der Humanität verbindlich einigen wird. Denn weiterhin ungehemmt gegen die ein Weltbewusstsein anmahnende Vernunft zu verstoßen, wird genau in die Katastrophen führen, die bisher auf den Kanzeln und Podien beschworen werden.

Der Weg wird zweifellos sehr lang, ich werde den Durchbruch zum Aufbruch nicht mehr erleben.
Gerade weil ich Bürger eines der freiheitlichsten Länder der Erde bin, ist es mir möglich, die Verhinderungsmechanismen von Demokratie und Freiheit deutlicher zu erkennen. So weiß ich um meine bescheidenen Mittel, mit denen ich dennoch einige erfreuliche Nachdenklichkeit bewirke.

Das Kosmonomische Manifest ist nachzulesen zu Beginn dieser Website im Monatsarchiv Mai 2008, in englischer Sprache im Archiv November 2009.
Es lässt sich nicht mehr verschweigen.

Freitag, 2. Juli 2010

Sequenzen von Skepsis (36)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

412
Der Tod spielt nur im Leben eine Rolle.

413
Frage nicht ungeduldig die Frauen, sondern lasse sie erst antworten.

414
„Gott“ geht nicht zum „Teufel“; so schön es wäre!

415
Deinen Gott nimmt dir keiner. Das musst du schon selbst vollbringen.

416
Mittelalterliche Teufelsaustreibungen in Mitteleuropa, etwa im Jahre 2000! So auch in Paderborn, der angeblich katholischsten Stadt Deutschlands, die in ihren Broschüren wirbt: „Paderborn überzeugt.“ - Mit der Methode!

417
Zensur ist der bedeutendere Druckfehler.

418
Öl-Multis und Presse-Magnaten schwärzen die Demokratie, sodass sogar „Ampel-Koalitionen“ oder Regenbogen-Regierungen zur Programmgestaltung kaum über Farbe verfügen.

419
Ein derber Kalauer besagt, in einer Autoschlange habe man oft ein Arschloch vor sich. Mindestens ebenso viele kommen einem aber entgegen.

420
„Nehmen Sie die Menschen wie sie sind,“ sagte Adenauer, „es gibt keine besseren.“
Der war ja auch ein Fuchs.

421
Du, hier? .... Sie, nicht?

422
Effektivität von Denkunfähigkeit dokumentiert sich im computerunterstützten Papier-Ausstoß.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com