Freitag, 19. Februar 2010

Sequenzen von Skepsis (22)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

244
So viel Schönes erlebe ich, am Himmel und auf der Erde, so schöne Menschen, so gütige Augen, so vertrauens- und hoffnungsvolle Blicke. Und dann die Kunstwerke, Musik und Literatur, zahlreich in Gottesverehrung geschaffen, doch ich denke nie an Götter, sondern an Menschen.
Erscheinen mir die dunklen Lebensseiten, der oft bittere Leidensweg zum Tod, nicht der Tod selbst, wird mir klar: In ihrer Unreife schufen die Menschen ihre Götter, um vor allem das Gegenteil, den Teufel in Szene zu setzen.

245
Eine bescheidene Statur, höhere Ideen, ein Menschenschlächter, dieser posierende Napoleon! Ein Idol mit globaler Nachkommenschaft aus seinem Geiste, untauglich für die Gegenwart und Zukunft, weil keine noch so freiheitlich gemeinte Reform durch Krieg zu rechtfertigen ist. Vor jedem Waffengang stirbt der menschliche Geist und überlässt der Dummheit die Regentschaft.

246
Der wilde Westen kennt die Demokratie so wenig wie der rote Osten.
Besinne dich, Europa!

247
Irgendwo zu wohnen, heißt noch lange nicht zu leben. Da hat die an sich reiche englische Sprache ein Defizit.

248
Das globale Klima besteht in erster Linie zwischen Menschen.

249
Die Achtung vor dem eigenen Körper könnte eine Lebensversicherung sein.

250
Konzipieren, schreiben, propagieren, um sich nicht daran zu halten. Menschenrecht?

251
Die Stimme des Volkes ist nicht kunstvoll, auch nicht gekünstelt, gleichwohl medial herabgewürdigt.

252
Muss ich es wirklich sagen?
Du bist nicht Deutschland, Papst, noch Porsche, aber vielleicht ein Wirsing.

253
Da der Unsinn regiert, im Kabarett zu Recht lächerlich erscheint, frage ich mich: Verstehen die verulkenden Politiker wirklich nicht, dass ihre programmatischen Inhalte unbekömmlich sind? Schon schwelen Zweifel: Die verstehen das, weil sie den Unsinn genau so auch meinen und wollen. Sie nennen es Kompetenz.

254
Selbstdarstellung braucht vor allem Publikum, das sich vorführen lässt. Wenn aber das Publikum schläft, hat der Selbstdarsteller keine Täuschung mehr nötig.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

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