Freitag, 22. Januar 2010

Anonym im Internet

Besonders in der Blogger-Scene findet man unter dem Deckmantel von Meinungsfreiheit und demokratischer Aufrichtigkeit sowohl vom Stil wie vom Inhalt her genau das Gegenteil. Freiheitliche Diskussionskultur scheitert häufig an schlichter Unfähigkeit; das muss die Demokratie wegstecken, Schaden wird sie dadurch sowieso nicht nehmen.

Es stimmt nachdenklich, wenn immer wieder und zu Recht die Mainstream-Medien kritisiert werden von Leuten, die aber schon als Internethobbyisten beweisen, dass sie bar jeder Medien-, geschweige denn jeder Sprachkultur sind.
Ich reagiere auf solche Auswüchse – mit der hiesigen Ausnahme – grundsätzlich nicht.

Mein kosmonomisches Thema bestätigt sich als ganz und gar nicht bloggertypisch, zieht aber dennoch seine Kreise. Schade nur, dass mich die meisten Rückmeldungen anonym erreichen, allerdings nicht im Sinne gehässiger Kritik, sondern in offenbarer Verunsicherung, wenn nicht gar Angst.

Vor vielen Jahren hatte ich mehrfach Begegnungen mit dem damaligen naturwissenschaftlichen Fernseh-Star, Prof. Heinz Haber; wir stellten u.a. gemeinsam im Hamburger Planetarium mein Buch "Astrologie - Das falsche Zeugnis vom Kosmos" vor. Er berichtete mir von den vielen Zuschauerzuschriften, die er auf seine Veröffentlichungen erhielt, und riet mir besonders im Hinblick auf meine aufklärerische Arbeit, alle anonymen Reaktionen ungelesen sofort in den Papierkorb zu verbannen, um jegliche unnötigen Belastungen solcher Art für die weiteren Vorhaben abzuwehren.
Ich bin heute noch dankbar für diesen Rat und halte ihn in der Regel ein. Deswegen finden sich in meinem Blog so wenige Kommentare.

Bei einigen Zuschriften, die ich gegen mein Prinzip zunächst nur überflogen habe, glaube ich aber eine wirklich ernsthafte Absicht zu erkennen, deshalb habe ich sie veröffentlicht. Ich diskutiere jedoch nicht mit Personen, die sich mir nicht zu erkennen geben, über E-Mail wäre das ja möglich, ohne auf meinem Blog zu erscheinen.

Ich stehe mit meinem vollen Namen (der ein bekanntes Pseudonym ist) hinter meiner kosmonomen Philosophie und kann öffentlich Themen erörtern nur mit Partnern, die sich ebenso öffentlich verantworten.

Ausdrücklich erkläre ich aber mein Verständnis für alle meine Leser, die sich aus den vielschichtigsten Gründen nicht in Konflikte begeben möchten.

Eine Bitte darf ich vortragen: Betrachten Sie mein Blog nicht als quasi Tagebuch (wie oft üblich), sondern als Buch, das man vielleicht von Anfang an liest, für das man sich Zeit nehmen möchte. – Nur so können Sie „Kosmonomie“ wahrnehmen und ernsthaft diskutieren, hinterfragen, wenn Sie mögen.

Danke an alle Sympathisanten und ehrlichen Kritiker.

Montag, 18. Januar 2010

Sequenzen von Skepsis (19)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:


208
„mein RTL“ – Das nenne ich Suggestion!

209
Daniel Barenboim kenne ich nicht persönlich. Seine Musikinterpretationen eröffnen andere Welten. Er könnte es sich auf seinem Ruhm zu Recht bequem einrichten, stattdessen bringt er sich mit seinem Genius und darüber hinaus mit Zivilcourage, Ausdauer und viel Mut in humane Völkerverständigung ein und verzaubert – mit klangvollem, harmonischem Echo!

210
Die neuzeitliche Mobilität des Menschen putscht ihn übermütig zu logistischer Unverhältnismäßigkeit mit konkreten Folgen bis zur „globalen“ Neige.

211
Die erste Teufelsaustreibung des Christenmenschen ist seine Taufe. Da hat der Psychologe und Autor von „Die Psycho-Szene“ und „Dalai Lama – Fall eines Gottkönigs“, Colin Goldner, im TV-Nachtcafe des SWR am 11. Januar 2008 Richtiges erfrischend präzisiert.

212
„Meinen Frieden hinterlasse ich euch.“ – Seit zweitausend Jahren Blutrausch!

213
Die Koalition der Furchterregung setzt sich zusammen aus Wetterfröschen, Nachrichtenpapageien, Talkschnepfen, Schwanungsexperten und Pillendrehern. Im Sensationsreigen rotieren außerdem Unken und weitere Intelligenzflüchter.

214
„Opium für das Volk“ wirkt verniedlichend. Religion grassiert epidemisch.

215
Das Kreuz war ein Folter- und Hinrichtungsinstrument. Und jetzt? Sinnbild zuversichtlich-depressiver Leidensvertröstung, Spaltkeil der Christen untereinander, Weckruf zum Kampf gegen andere Weltbilder, gedankenloses Schmuckstück.

216
Gott wird konstruiert aus gruseligen, abstrusen Schriften und Überlieferungen, wird gefürchtet, wird geliebt, wird gelobt, wird angebetet, angerufen, wird interpretiert, wird verraten, gekreuzigt. Ein durch und durch passives und wehrloses Geschöpf menschlicher Fantasien, dem man seinen eigenen Tod erschuf.
Welch ein Albtraum!

217
Ein Leichnam am Kreuz, durch Stilisierung oft noch abstoßender dargestellt, wird verehrt. Eine Geschmacklosigkeit, eine Zumutung für Würde und Leben ist gelebtes Christentum.

218
Antworten gibt allein das Leben, denn der Tod ist mächtig sprachlos.

219
Die Freiheit der Dummheit ist „der ihre“ Gefangenschaft im Ausufern. Da, wo ein Punkt zu setzen ist, labert, schwafelt, parliert und trällert die Ahnungslosigkeit weiter, schwärzt wie Tinte oder bläut ein, um nach glamourösem Aufwand letztlich zu verblassen.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Samstag, 16. Januar 2010

Religiöse Hybris

Immer wieder haben sich im Laufe der Menschheitsgeschichte Religionskritiker Gehör verschafft, doch waren es nur wenige, die zum Beispiel in die Literatur eingingen – quasi als Teil eines geistigen Erbes. Die meisten Skeptiker verschwanden einfach durch Nichtbeachtung oder durch die Gewalt der Obrigkeit.
Kommunisten wie Marx und Engels bilden insofern eine Ausnahme, dass sie zwar auf Distanz zum Gottesbegriff gingen, ihre Lehre aber genau nach kirchenerprobtem Muster gewaltsam zur Ersatzreligion umfunktioniert wurde. Nichts anderes stellte der Nationalsozialismus unter Berufung auf andere „Götterdämmerungen“ dar.

Seit Jahrtausenden haben sich die religiös rigorosen Unterwerfungsmethoden in die Menschheit, in alle Kulturkreise eingegraben, sie haben sich evolutionär dermaßen verankert, dass man mit Selbstverständlichkeit formuliert, es sei ein Wesensmerkmal des Menschen, nach Transzendenz zu verlangen.
Dass dies bisher so war und ist, bestreite ich nicht. Dass dies aber so bleiben müsse, bezweifele ich ganz entschieden.

Trotz und wegen der religiösen Einbettung der Staaten und Völker beklagt man immer wieder die menschliche Hybris, das sich selbst Überschätzen, die Arroganz, die Überheblichkeit als krasses Gegenteil von Demut vor Gott.

Diese Hybris wuchert weiter mit jedem wissenschaftlich-technologischen Fortschritt, denken wir beispielsweise an die Genforschung, besonders in der Humanmedizin mit den noch ungeahnten Möglichkeiten des im wörtlichen Sinne Missbrauchs.
Da helfen keine Ethik-Kommissionen irgendwelcher Popen und „Weltreligionen“, die ihre eigenen Autoritäten auf eben einer Hybris aufbauen, nämlich der irrwitzigen Selbstüberschätzung unter Berufung auf irgendwelche abstrusen Gottheiten. Es handelt sich um Herrscher, die das um Ehrlichkeit bemühte menschliche Individuum klein und dumm halten, es belügen, um egoistisch, gar Gott ähnlich oder in seinem Namen zu walten.

Der Zustand der Welt im Jahre 2010 trägt viele Merkmale der religiös stets beschworenen Apokalypse, denn Religionen feiern die Abkehr vom realen Leben, die Flucht ins fiktive Jenseits.
Bleiben wir unsererseits realistisch, ein Ende des Gotteswahns als Massenbewegung ist nicht in Sicht.

Ebenso wenig existieren aber Weltverschwörungen, denn die häufig postulierten Verschwörer wären auf Dauer mindestens so verfeindet wie die Religionen untereinander. Die in jedem Falle menschenverachtenden Gedankengebäude offenbaren eine Bewusstseinsspaltung, das heißt: Das an sich leistungsfähige Gehirn wird seit unzähligen Generationen auf Fehlhaltungen getrimmt. Der gesundheitliche Schaden des Menschenverstandes dokumentiert sich im gegenwärtigen Weltchaos deutlicher denn je.

Mich erreichte eine Zuschrift:
„Deine kosmonomischen Gedanken/Thesen sprechen mir aus der Seele! Mir ist jedoch keine Staatsform bekannt, die nach derart human-idealistischen Grundregeln handelt oder je gehandelt hätte. Ich befürchte auch, dass es viel zu viele Menschen gibt, die durch falsche, lieblose und aggressionsgeladene Prägung gar nicht in der Lage sind, Deinen kosmonomischen Gedanken zu folgen. Die Hirnforschung bringt diesbezüglich immer wieder interessante Erkenntnisse, wie durch frühkindliche Beeinflussungen ganze Hirnregionen günstig forciert werden können, aber genauso auch fatale Rückbildungen und Fehlentwicklungen möglich sind. Ich glaube, wir haben keine Vorstellung, wie viele kranke Gehirne weltweit unterwegs sind und die Hoffnung, dass Deine als „Kosmonomie“ bezeichneten Werte von so vielen Menschen „getragen“ würden, dass sich weltweit etwas positiv verändern könnte, erscheint mir gleich Null. ...“

Richtigerweise wird hier beschrieben, was ich mit dem Begriff „Interimsmensch“ zu charakterisieren versuche, nämlich einen unfertigen Status des Menschen, der definitiv eine evolutionäre Sackgasse darstellt. Er wird massenhaft zugrunde gehen, während sich aber zunächst nur zögerlich der aufgeklärte, der „sich humanisierende“ Mensch bewähren wird.
Durch Bildung wird er aus sich heraus erstarken, wird nicht indoktriniert, besser, wird sich nicht indoktrinieren lassen wie er auch keiner Partei angehören wird, weil seine individuelle Freiheit niemals einen Fraktionszwang akzeptiert.

Die Hybris des Interimsmenschen ist also eine doppelte: einerseits die wissenschaftlich-technologische Überdrehtheit und andererseits das Leben im Vertrauen und unter Berufung auf Götter. Diese Hirngespinste werden gelobt, um Gnade angefleht, obwohl sie in ihrer Allmacht nicht nur das Schöne, sondern objektiv auch das grausamste Leiden zu verantworten hätten, was jedoch glaubensmäßig zu verdrängen ist.

An „Ground Zero“, wo der Papst für die Opfer betet, hat genau der Gott zugeschlagen und den Terroristen ewiges Heil im Himmel eingeflüstert.
Für die Erdbebenopfer in Haiti beten die Gläubigen weltweit zu dem Gott, der diesen sowieso schon ärmlichsten Inselstaat durch seine unendliche Güte „gesegnet“ hat.

In dieser Bewusstseinsspaltung sich als Krone der Schöpfung aufzuspielen, ist die Hybris schlechthin.

Freitag, 8. Januar 2010

Sequenzen von Skepsis (18)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

196
Nicht die täglichen desaströsen Nachrichten charakterisieren die Gesellschaft, vielmehr die Sucht nach Kriminalität, Verbrechen, Intrigen, Gewalt und Grausamkeit als Freizeitunterhaltung. Eine tragisch komische Masse Mensch ohne wirkliche Perspektive.

197
Allenthalben der Aufschrei: „Klimawandel!“
„Irrtum,“ haucht ein Lüftchen zurück: „etliche Dimensionen bescheidener: nur Lebenswandel.“

198
Ursache und Wirkung: Gott und Krieg. - Oder umgekehrt.

199
Wendehälse sind Menschen, organisiert in riesigen Schwärmen – einfach flatterhaft.

200
Götterspeise! - Wer führt den Löffel oder gibt ihn ab?

201
Man sorge für Kompliziertheit des Drecks und komme als saubere Kompetenz durch.

202
Schönheit und Gott? – Er ist doch nicht von dieser Welt!

203
Der Sinn des Lebens zeigt sich nicht; es gibt viele Sinne im Leben, die sich mit allen Sinnen wahrnehmen – und auch genießen – lassen.

204
Freiheit führt behutsam, sonst ist sie keine.

205
Demokratie, so scheint es, war ein aufflackerndes Intermezzo im Drama der endlich aufweichenden Religionen.
Demokratie aber ist keine Religion, ganz im Gegenteil, sie ist die einzige Kraft, Religion aus der Politik ausschließlich in die Privatsphäre zu entlassen.

206
Was du sagst, wird gegen dich verwendet, was du nicht sagst, ebenso. Indem du bist, provozierst du bereits die Welt der niederen Instinkte. Rechne damit!

207
Ist es nicht deprimierend belustigend, wie oft sich Menschen der Lust verweigern?


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Der Turm zu Babylon

Ein hohlgeistiger Wurm
baute sich einen Turm
und grüßte die Wüste.
Er gab sich die Blöße
in arabischer Größe.

Der finanzschwere Scheich
durch Öl ward sehr reich.
Ausbeuten von Leuten
sein monarchisches Leiden,
die Löhne bescheiden.

Nur notwendig der Plan
im gierigen Größenwahn.
Hoch hinaus! – Geld geht aus.
Sehr alter Irrtum schon:
Der Turm zu Babylon.

Donnerstag, 7. Januar 2010

Kosmonome Befindlichkeit

Befindlichkeiten einer Gesellschaft unterliegen Strömungen, denen der Einzelne wenig entgegenzusetzen vermag, es sei denn, die bedingte Flucht durch Rückzug oder gar „Ausstieg“. Die eingeläutete Zukunft wird derartiges Verhalten jedoch erschweren und schon bald verhindern.
Geboren aus einer allgemeinen konservativ-knöchernen Prüderie und einem Hurra-Patriotismus, der seine Freiheit gewaltig flachgelegt hatte, entstanden einst die ach so viel zitierten 68er. Und wie alle Revoluzzer schossen sie zwar über ihre Ziele hinaus, die sie in der überwiegenden Anhängerschaft mangels Konzeption sowieso nicht formulieren konnten, aber sie bewirkten eine allgemein leichtere Sicht der Dinge, weil ihr „Fuck for Peace“ viel Wahrheit darstellte, zumal mit „Flower Power“ in jungen Jahren.

Dass auch da Vieles durcheinander ging mit fernen Kampfgenossen a la Che Guevara (1967 verstorben) und anderen alles andere als gewaltfreien Ideologen, beweist das Heuchlerische der 68er, die mehrheitlich die Zusammenhänge über ihrer allgemeinen Geilheitsszene gar nicht kannten.

Die aus diesem Wirrwarr erwachsen in leitende Funktionen gerieten, setzten mit „antiautoritärer Erziehung“ ihre Blümchenphilosophie um und lassen uns alle die Ernte einer hohnsprechenden Bildungskonzeption einfahren.
Der angeblichen sexuellen Befreiung folgte die ideologisierte Frauenbewegung, die schlicht heraus von einer verwerflichen männlichen Sexualität fabulierte und eine mimosenhafte, uralte Prüderie wiederbelebte. Männer waren zu aller Verderbtheit fähig, da passte die Predigt eines hohen Domherrn ins Konzept, der allen Ernstes davor warnte, dass Väter ihre Säuglinge trockenlegten, wäre doch die sexuelle Versuchung allgegenwärtig. Jeder Vater von Töchtern galt als potentieller ...... ! Neuerdings erwischt es aber auch Frauen, die nun sensationslüstern wegen Knabenmisshandlungen vorbestellt werden.

Dass Misshandlungen und Missbrauch von Menschen rechtswidrig sind, steht außer Frage, sodass ich forciere: Wer missbraucht Menschen verwerflicher als Regenten, die Menschen für politische Ziele in den Krieg verpflichten, um andere Menschen zu töten und um letztlich selbst getötet zu werden?

Vor einiger Zeit diskutierte man in den Niederlanden, ob nicht zwölfjährigen jungen Menschen unbeeinträchtigt und nach erfolgter tabuloser Aufklärung Geschlechtsverkehr erlaubt sein sollte. – Natürlich eine aufwühlende Herausforderung!

Mir scheint, der Begriff „Missbrauch“ benötigt eine gründliche religiöse Entrümpelung und nicht minder eine psychologisch-religionsfreie Definition, die sich daran orientiert, dass Gewalt, Zwang und Erpressung nicht zu tolerieren sind, sexuelle Lebensfreude im Einklang reifer Partner aber nicht Gegenstand öffentlichen Interesses oder gar der Strafverfolgung sein kann. In einer konsequenten Rechtsprechung, befreit von traditioneller Sexualfeindlichkeit, könnte sich eine humane Gesellschaft fortentwickeln. Doch offensichtlich besteht derzeit wenig Bedarf dazu in der Öffentlichkeit, die sich vermehrt um Durchsichtigkeit jeder individuellen Angelegenheit bemüht; was man liest, welche Speisen man bevorzugt, wohin man reist, der Kontostand, Vorlieben, Abneigungen – alles längst mit staatlicher Absegnung oder Initiative missbraucht!

Die Gutgläubigen, die jeder Philosophie etwas abgewinnen, wehren sich nicht, weil sie keine Vorstellungen von der Skrupellosigkeit der Datenschnüffelei haben, von der sie direkt betroffen sind. Grundlagen für den beispiellosen „freiwilligen“ Demokratieabbau sind konstruierte Feinbilder, die sich aus politischen Terrorszenarien ableiten und ebenso jede Naturkatastrophe zur Verunsicherung der Massen hoch dramatisieren bis hin zum biblischen Apokalypse-Ende.

In perfider Regelmäßigkeit stützt der Kapitalismus Verbrechernaturen als Staatsmänner, da sie angeblich wichtige Verbündete im Anti-Terrorismus, früher auch Anti-Kommunismus darstellen. Zeigen die so geförderten Schergen ihr tatsächliches Gemüt und schlachten ab, was sich ihnen als Opposition entgegenstellt, hat der gerechte Kapitalismus allen Grund, nunmehr gegen solche Schurken vorzugehen, das Land mit Krieg und Chaos zu überziehen – im Interesse von Freiheit und Demokratie, ungeniert verlogen. Ein paar Millionen Tote, auch durch Sanktionen besonders gegen die Zivilbevölkerung liegen nüchtern innerhalb des Kalküls und sind unbedeutend angesichts der Gewinne von Waffenherstellern und -exporteuren. In Europa wäre die terroristische Bedrohung kaum vorhanden, hätten sich die hiesigen Regierungen aus den US-amerikanischen Kriegsambitionen herausgehalten und erkannt, dass der mächtigste und grausamste Terrorist noch vor einem Jahr G.W. Bush hieß und dass sein Nachfolger bisher wenig änderte, denn die Geld- und Machtclans pflegen sich bei Zeiten um „geeignete“ Nachfolger zu kümmern.

Der Terrorismus ist hausgemacht, um die Demokratie – so zart die Pflanze überhaupt ist – auszutrocknen. Wenige Kartelle besitzen das alleinige Entscheidungsvermögen, das Wählerpublikum stellt lediglich die durch Propaganda zu beeinflussende Fußvolkmasse.

Peter Scholl-Latour, anerkannter Journalist und Autor, sagte im Herbst 2007 in einer Fernsehsendung sinngemäß, eine freie Presse gäbe es nicht mehr, da dort nur wenige Personen entschieden, was veröffentlicht werden dürfe. Seine Meinung (Scholl-Latours; d. Verf.) könne er eigentlich nur noch über seine Bücher verbreiten, weil die sich eben gut verkauften.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich hinzufügen, dass es mir schon vor einigen Jahren unmöglich war, in den Medien anthroposophie-kritische Beiträge zu veröffentlichen. Entweder hieß es seitens der Redaktionen lapidar, man hätte sich eben dagegen entschieden, oder bei einzelnen Redakteuren kam die ehrliche, sinngemäße Antwort: „Wenn ich das bringe, ist das wahrscheinlich mein letzter Tag in dem Hause.“

Jeder kann mit entsprechenden Programmen via Internet jedem in den Garten schauen, Vorgänge am und rund ums Haus verfolgen. Und damit auch diese Neugier dokumentiert wird, müssen zur „Terrorismusabwehr“ die Computerdaten aller Einwohner ebenfalls elektronisch abgeheftet werden. Tatsächliche Terroristen wissen solche Klippen allerdings zu umgehen. Dennoch, Demokratie muss angeblich durch Transparenz geschützt werden.

Aus dieser Umklammerung löst sich niemand mehr. George Orwells pessimistische Vision nimmt Gestalt an.
Im Gespür haben das inzwischen die meisten in der noch zivilisierten Welt; allein ihre Religionen als Ursache all dieser Desaster hindern sie daran, Alternativen zu suchen. Ohnmacht lastet archaisch auf den Massen, die nicht in der Lage sind, über den eigenen Schatten zu schauen, vergleichbar den Zeiten, als noch das geozentrische Weltbild galt.

Das bedeutet aber zu relativieren, denn für die absolute Mehrheit der Erdbevölkerung existiert in ihrer bedrängten Enge nicht einmal die Geozentrik, sondern lediglich die eigene Miniaturwelt, die von esoterischem Sud, von astralen Magien und Geheimnissen des Glaubens überquillt. „Such’ ihn überm Sternenzelt“, den Schöpfer! Man stelle sich einen derartigen Urheber vor, einen Architekten, einen Maler, einen Komponisten, einen Philosophen der Glorie allenthalben und ebenso des Untergangs, eben des Werdens und Vergehens in einem Universum, das uns Menschen beeindruckt und zugleich überfordert. Diese Schöpferkraft soll sich kümmern, ob ein Kind verbotenerweise nascht, ob sich Menschen sexuell vereinigen oder wie unter welchen Umständen sterben! Ein fortwährender alberner Strudel, des Schwindels, die Basis der Religiosität.

Befindlichkeiten unterliegen nicht nur für die Massen dem Zeitgeist-Diktat, denn der Zeitgeist ist bisher unverändert das größte Notstandsgebiet der Menschheit, dem nicht durch Entwicklungshilfe beizukommen ist, fehlt doch überhaupt eine Gesellschaft mit höherem Menschlichkeitsverständnis, und vor allem fehlt die Erkenntnis: Wir haben bisher trotz einiger erschlossener Naturgeheimnisse nichts verstanden, im Besonderen nicht den Menschen, weil man sich geistig primitiv vorzugsweise mit „Göttern“, statt mit Menschen einlässt und innerhalb derartiger Sucht die Naturgesetze, die Evolution weitreichend ignoriert.

Die Natur – nicht irgendein göttliches Wesen – wird unabhängig von „ethischen Werten“, ohne Sentimentalitäten aussondern, denn das viel zitierte Weltende der religiös Abgehobenen stellt eine Selbstüberschätzung dar: Die Menschen mögen sich nach mageren zwei Millionen Jahren beschämender Existenz vernichten, aber der faszinierende Globus Erde innerhalb einer Milliarden Jahre umfassenden Geschichte offeriert noch ganz andere Möglichkeiten. Eine Option dafür ist der Mensch, der sich besinnt. Das letzte Kapitel ist lange nicht geschrieben. Deshalb lohnt sich Aufklärung: Eine Befindlichkeit, die aus dem Zeitgeist entsteht, sich aber von seinem Diktat löst, um in ferneren Generationen das Diktat als antidemokratisch zu beerdigen.
Nach dieser Entsorgung erst wird die Gesellschaft in die Lage versetzt, humane Werte zu erarbeiten und Methoden der humanen Durchsetzung zu finden.
Kein Paradies wird beginnen, weil es solche Schwärmereien realiter nicht gibt, aber vielleicht neue Menschen – oder doch nur Dinosaurier neuerer Gangart, die sich den nächsten Kometenimpakt oder einen „Urknall“ ausmalen.

Spiritualität als Versenkung in religiösen Glauben und Aberglauben ermöglicht keine Selbstbesinnung und schon gar nicht Selbstbestimmung. Der scheinbare Gewinn solcher Vergeistigung ist leicht nachvollziehbar: Ruhe, Entspannung und Sammlung im Kopf mit positiven Wirkungen auf den Körper.
Heerscharen von Heiligen, Predigern, Gurus und Wundertätigen heilen auf diese Weise zumindest subjektiv und temporär. Spiritualität in der Form meint Ausstieg aus der Realität, meint Selbsttäuschung bis hin zur Selbsthypnose und Ekstase. Auf einer solchen Basis kann keine Gesellschaft funktionieren, die andererseits über Hightec-Instrumentarien verfügt.

Für den aufgeklärten Geist gibt es eine ganz andere Qualität des Spirituellen durch das Wahrnehmen faszinierender natürlicher Zusammenhänge, von denen der Mensch ein Teil ist. Dieses grandiose Szenario erschließt sich ihm nach und nach verständlicher, die Regie mag er wohl nie erkennen, weil seine Rolle in dem Schauspiel kurz und unbedeutend bleibt. Die philosophische Lehre daraus beschreibt eine selbstbewusste Bescheidenheit, und zwar in der Wertschätzung des eigenen evolutionären Standorts innerhalb der kosmologischen „Unendlichkeit“, im Bezug auf die Milliarden Jahre umfassenden geologischen Entwicklungen, unter Berücksichtigung der relativ kurzen Epoche der Menschheitsgeschichte und im Bewusstsein des eigenen, sinnvoller Weise endlichen Lebens auf dieser Bühne. Das ist mit anderen Worten kosmonome Philosophie. Ich erinnere: Kosmos – Welt, Universum; Nomos – Gesetz.

Die kosmonome Befindlichkeit erfordert im Gegensatz zur Religion und Esoterik ein grundlegendes Bildungsniveau, denn Aufklärung ohne Wissen und Bildung gibt es nicht, und es gibt sie schon gar nicht mit „Gott“.

Für den von „Gott“ befreiten Menschen öffnet sich eine Welt in Loslösung von religiös verkitschter Schuldphilosophie und Erlösungsbedürftigkeit unter humaner Nutzung der Zeitlichkeit, jetzt, hier und überall. Hinter jedem Naturphänomen – und der individuelle Mensch ist eines der atemberaubendsten überhaupt – prangt eine Galerie von erhebenden kausalen Abläufen! Sie durch Götterwunder weiterhin zu diskreditieren, ist das entscheidende Drama der Menschheit, die mit „Gott“ eine wesentliche Massenvernichtungswaffe weiterschmiedet.
Stattdessen die Kausalketten Glied für Glied fortschreitend zu verifizieren, sie unter Mühen zu entschlüsseln, ehrt den Menschen, führt ihn zur Bewunderung seiner Umgebung im engsten und weitesten Sinne, lässt ihn demütig Achtung vor der toten Materie und wertschätzendes Mitgefühl, Sorge und Sympathie für die belebte Natur, vor allem für den Mitmenschen empfinden.

Die Befindlichkeit, nunmehr am Scheideweg angelangt zwischen muffigen vaterländischen Hegemonialmentalitäten und Friedensaussichten auf Vernunftbasis, kann nur auf Hoffnung setzen und innerhalb solcher Zitterpartie auf die Überzeugungskraft des Wunders, das Natur heißt.

Sehr wahrscheinlich aber muss „Mutter Natur“ die Menschheit global erst einmal richtig züchtigen, damit alle bedrohende Angst ein Zusammenrücken notfalls erpresst. Denn es ist bisher der Mensch, – nur er! – der gegen Naturgesetze, damit gegen sich selbst verstößt.

Samstag, 2. Januar 2010

Sequenzen von Skepsis (17)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

184
Hitler ist ein Prinzip, das heute weltweit lebendiger ist als diese lächerliche Person.

185
„Wie gelangt man zur Weisheit?“ fragte der heranwachsende Enkel seinen inzwischen erblindeten Großvater. „Halte Abstand zu Erleuchteten, denn sie blenden.“

186
Frei nach Orwell gibt es Tiere im Staate der gleichen Rechte, die sind gleicher als andere, bekanntlich sind es die Schweine.
Die Einen züchten sie heute millionenfach zur genüsslichen Verspeisung, die Anderen schaudert es bei dem Gedanken. Kommt hinzu, der Mensch besitzt „gentechnische“ Verwandtschaften. So grunzt er und quiekt.

187
Europa kotzte glaubenstrunken sein ganzes Christentum in Kolonialreichen aus. Es ist höchste Zeit für Wiedergutmachung, doch Europa hat jetzt Durchfall.

188
Der nie lebte, kann nicht tot sein. – So ist das mit Gott.

189
Verstöße gegen die Naturgesetze offenbaren sich spätestens durch Ausbleiben der Funktionalität. Umso mehr gibt mir die selbstsichere Arbeitsweise der Psychologie Rätsel auf.

190
Die Erkenntnisweise der Gutmenschen bewirkt ein minimales Problembewusstsein, das als Weltfremdheit dem Realisten phänomenal erscheint.

191
Das Leid, das man anderen gewollt oder unbeabsichtigt zufügt, kommt harsch über einen, wenn man erkennt, selbst das Leid zu sein. Aber wer erleidet schon einen solchen Anfall? Immerhin wird Reue dadurch ehrlich und unterliegt doch der Versuchung lediglich zum Selbstmitleid.

192
Was ist Aberglaube?
Die antiken Götter seien ausgestanden, Religionen seien friedlich, es gäbe keine neuen Götter, die eigene Fasson sei seligmachend.

193
Die weit verbreitete Bereitschaft zum Quälen und Foltern Anderer mag in einer allgemeinen Menschenverachtung gären – das jeweilige Ich eingeschlossen -, auch als obskure Rache für erfahrenes und indifferent noch zu erwartendes eigenes Leid.

194
Meine bescheidene Notwehr gegen eure rastlos ratlos agierenden Bildungsreformen ist eure Namensnennung. Doch so wie ihr kommt, seid ihr auch schon wieder weg, man kann und möchte sich nicht erinnern. – Ihr kommt davon.

195
Ein erfolgreicher Astronom versicherte mir, er sei in keiner Vereinigung Mitglied und er habe auch nicht vor, aufgrund früherer Erfahrungen das jemals zu ändern.
Mir ging auf: Da ist Astronomie verinnerlicht, ist frei von Schickeria und frei von wissenschaftlicher Sektiererei.


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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com